Vortrag Hacking und Kritische Infrastruktur

Was Netzsicherheit und Notvorräte miteinander zu tun haben! Der Hörsaal zum Bersten voll, jeder vorhandene freie Quadratmeter als Stehplatz belegt und leere Sitzplätze nicht mehr auszumachen – auf ein riesiges Interesse stieß im November 2015 der von der Karlsruher DVGW-Hochschulgruppe CreatING organisierte Vortrag „Hacking und die Gefahren für Kritische Infrastruktur in Deutschland“. Die Idee dahinter: In Zeiten zunehmender Vernetzung, des Shareing und einer nahezu uneingeschränkten Internetverfügbarkeit auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die damit einhergehen – sowohl für jeden Einzelnen als auch für die moderne Gesellschaft und deren existentielle Grundversorgung. Der Plan: Ein ausgewiesener „Hacker“ sollte möglichst anschaulich die verschiedenen Möglichkeiten des Hackens vorführen und ein Experte der Versorgungssicherheit darüber informieren, welche Kaskade von negativen Folgen ein großflächiger Stromausfall – etwa durch böswilliges Hacken ausgelöst – verursacht. Die Durchführung: Mit Herrn Schreiber, Gründer und Geschäftsführer der Syss GmbH aus Tübingen, konnte CreatING einen „Penetrationstester“ – wie er sich selbst nennt – gewinnen, der voller Elan dem gespannten Publikum etwa Hacks auf Homepages vorführte, zeigte, wie angreifbar Apps sind, indem er durch eine Manipulation zu einem unbesiegbaren Gegner bei QuizDuell wurde, der darüber hinaus aber auch deutlich machte, welche ernst zu nehmenden Folgen es haben kann, wenn etwa Handynummern gehackt werden und sich Dritte als angebliche Absender auftun – Stichwort Bezahlen per SMS. Das „Knacken“ angeblich hacksicherer Hardware und die Vorführung kleinräumiger und kostengünstiger Hacking-Ausrüstung – es reicht schon eine sendefähige SD-Card oder ein Zugang zum Bürodrucker – zeigen deutlich, wie angreifbar jeder Einzelne und noch vielmehr Unternehmen und Organisationen sind. Den inhaltlichen Bezug zu CreatING und dem DVGW stellte nach dieser Vorführung des Möglichen der zweite Referent des Abends, Herr Poetzsch, her, ehemaliger Mitarbeiter des Büros für Technickfolgeabschätzung beim Deutschen Bundestag. Ausgehend vom Szenario eines großflächigen Stromausfalls, erklärte er dessen sich gegenseitig bedingende und verstärkende Folgen für unsere Kritische Infrastruktur. Der sofortige Ausfall von Internet, Festnetztelefonie und Verkehrsleitanlagen, mit den sich daraus unausweichlich ergebenden Unfällen, leite die Notsituation ein, die sich schnell u.a. durch fehlende Treibstoffversorgung – von 100 Tankstellen besitzen in Deutschland zwei eine Notstromversorgung – und damit den Ausfall weiterer Kritischer Infrastruktur verstärke, so Poetzsch. Hierzu genannt wurden unter anderem der Ausfall der Medikamentenproduktion, Einstellung der Arbeit von Krankenhäuser – die durchschnittliche Notstromversorgung reicht lediglich für 1-2 Tage – , und der Ausfall der Wasserver- und -entsorgung. Letzteres und ein Einsetzen von Massensterben in der Tierproduktion führe zu Seuchengefahr. Der einsetzende Versorgungsengpass – die durchschnittliche Bevorratung in Privathaushalten reicht für 2-5 Tage – würde unser soziales Miteinander weiter auf die Probe stellen, bis es zu ersten Ausschreitungen, Plünderungen und damit chaotischen Zuständen käme. Das Ziel: Erreicht! Mit annähernd 900 Zuhörern übertraf das Interesse an der Veranstaltung alle Erwartungen und die Botschaft unserer beiden Referenten konnte so deutlich verbreitet werden: Die Gefahren, die durch die Vernetzung mit dem Internet ausgehen, sind real, jeder Einzelne – insbesondere auch in der Versorgungswirtschaft – muss mit seinem Verhalten mit dafür sorgen, die Einfallschancen für Kriminelle so klein wie möglich zu halten, da die Folgen katastrophal sein können, wessen die Bevölkerung sich bewusst sein muss! Die sich an den Vortrag anschließende Gelegenheit für Fragen an die Referenten wurde vom Publikum ausgiebig genutzt. Zwei Fragen jedoch musste jeder für sich selbst beantworten: Wann habe ich das letzte Mal meine Firewall aktualisiert und welche Vorräte habe ich noch zuhause?!?